Christina Widmann's Blog, page 29
October 27, 2018
Marcel Reich-Ranicki: Über Literaturkritik
Lieber Leser,
warum muss sich ein Kritiker rechtfertigen? Warum sind so viele Leser beleidigt, wenn jemand ein schlechtes Buch schlecht nennt? Warum trauen sich überhaupt so wenige, einen Verriss zu schreiben?
Die Frage ist nicht neu. Marcel Reich-Ranicki zitiert in diesem Aufsatz Kritiker und Autoren aus dem achtzehnten, neunzehnten, zwanzigsten Jahrhundert, und alle schreiben dasselbe: Die Literaturkritik in Deutschland (und im Rest der Welt, aber bei uns besonders) ist leere Lobhudelei. Wer sich nicht traut, einen Verriss zu schreiben, der sollte überhaupt nicht über Bücher schreiben. Aber in den letzten fünfzig Jahren hat sich nichts geändert. Jeder mittelmäßige Roman hat Unmengen an Sternchen auf Amazon, und der Kulturteil der großen deutschen Zeitungen entdeckt jedes Jahr den neuen Autor des Jahrhunderts. Wahrscheinlich wird es so bleiben.
Fragen wir einmal aus der Sicht der Autoren: Wozu überhaupt Kritiker? Marcel Reich-Ranicki sah es als Teil seiner Pflicht, "Epidemien zu diagnostizieren und Totenscheine auszustellen." Der Vergleich gefällt mir. Ansonsten gibt der Aufsatz nicht viel her. Ein Zitat nach dem anderen, die ganze Geschichte der deutschen Literatur und -kritik entlang, aber worauf der Autor hinauswill, erfährt man nicht. Wollte er sich rechtfertigen, ohne zu klingen wie einer, der sich rechtfertigt?
Reich-Ranicki scheint zwar den knappen, deutlichen Ausdruck zu bewundern, aber selbst schreibt er knochenstaubtrocken. Dass er 1920 geboren wurde, mag so einen Stil erklären; entschuldigen kann es ihn nicht. Außerdem konnte er es besser. Was Marcel Reich-Ranicki für die Zeitung schrieb, klang nicht halb so altertümlich.
Der Aufsatz Über Literaturkritik war lediglich das Vorwort zu Reich-Ranickis Buch Lauter Verrisse. Wozu hat man ihn herausgerissen und ihn, Jahrzehnte später, einzeln veröffentlicht? Um aus dem Namen Reich-Ranicki so viel Geld herauszuquetschen wie möglich, solange noch jeder Deutsche von ihm gehört hat? Mit diesem Bändchen hat weder die deutsche Literatur noch ihre Kritik etwas gewonnen.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Über Literaturkritik von Marcel Reich-Ranicki
geschrieben 1970 als Einführung zu seinem Buch Lauter Verrisse
als Einzeltext erschienen: 2002 bei DVA.
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
Leseprobe kostenlos herunterladen
ISBN: 978-3-421-05675-7
Erhältlich auf Amazon.de.
October 25, 2018
Laura Gallego: Cuando me veas
Muy Autora mía:
Una chica se puede poner invisible. Las primeras veces le ocurre sin querer, pero a la tercera o cuarta aprende a hacerlo a voluntad. Tenemos una protagonista: Tina.
TIna vive con su madre en un barrio más bien pobre de no sé qué ciudad española. Va al instituto, después al colegio. Tenemos un lugar.
¿Qué falta? El argumento. No habrá hasta incluida la página 75. Más allá no he llegado. Al principio, Tina es una niña tímida. Después es una chica tímida. En el colegio se hace amiga de su compañera de pupitre, o más bien la compañera se hace amiga de ella. Cuando Tina tiene aprendido cómo ponerse invisible a voluntad, utiliza su poder para impedir que unos chicos peguen y acosen a otros más pequeños. En el colegio pronto corren rumores de un fantasma. Tina decide hacer menos y tener más cuidado para no ser descubierta. ¿Y qué, Señora Gallego? ¿Qué es el cuento? ¿Hay algo que Tina quiera y no pueda conseguir? ¿Hay algo que Tina tenga que hacer? ¿Hay antagonista por algún lado?
La gran mayoría del libro trata de cómo una niña tímida crece para en adolescente con cada vez más autoestima. Es una novela sobre la niñez y la adolescencia. Pero al lector que disfrute de los libros con trama de desarrollo, amistad, primer amor, etc., le sobra lo de la invisibilidad. Y al lector que disfrute de lo sobrenatural y de los misterios, le sobra la mayoría del libro.
Según la contratapa, Tina tendrá que investigar algo. Probablemente tiene que investigar el caso del chico que cayó de la azotea del colegio el primer día del nuevo curso. Aparentemente suicidio; de la contratapa ya se desprende que no lo era. Pero esto no puede ser el argumento de la novela. Sólo hay tres o cuatro páginas dedicadas a tal cosa en las primeras 75. Repito, Señora Gallego: ¿qué es el cuento? Si al cabo de 75 páginas un libro no me ha dicho de qué va, lo cierro.
Atentamente
Christina Widmann de Fran

Cuando me veas de Laura Gallego García
publicado en 2017 con CrossBooks, un sello de la Editorial Planeta
ISBN: 978 8408167563
Disponible en Amazon.es.
La autora en internet: www.lauragallego.com
October 23, 2018
Ralph Mönius: Grimmatorium
Lieber Autor,
danke für ein Rezensionsexemplar Ihres ersten Romans. Der Einfall dahinter gefällt mir gut: Die Gebrüder Grimm leben und arbeiten in einer heutigen deutschen Hausgemeinschaft.
Das Ergebnis allerdings gefällt mir überhaupt nicht, Herr Mönius. Auf Seite 35 des eBuchs, nach Kapitel 2.1, habe ich aufgehört zu lesen. Grimmatorium fühlt sich an wie eine RTL-Sendung: einerseits gestellt, andererseits langweilig, und abstoßend viel "ey" und "Digga" und "geh' ma Stadt".
Warum gestellt? Weil die Kinder von Wilhelm Grimm selbst heute nicht "Digga" und "komm ma klar" sagen würden. Die ganze Kindheit über mit Jacob Grimm zusammengewohnt - da sollten sie nicht ordentlich reden gelernt haben? Vielleicht würden sich Hänsel und Gretel später von Klassenkameraden einen Unterschichts-Soziolekt abschauen und nach Belieben zwischen den beiden Registern wechseln. Wem dazu der IQ nicht reicht, der spricht sein Lebtag so wie seine Eltern. Auch Rapunzel, die Youtube-Filmerin, wäre mit einem Professor als Vater und einem zweiten als Onkel nie so strohdumm bildungsfern, wie Sie das Mädchen darstellen. Schon deshalb nicht, weil Hirnschmalz zumindest teilweise erblich ist.
Und warum langweilig? Ihre Leute sind Klischees, Herr Mönius. Ich möchte gar nicht wissen, was diese Pappfiguren als nächstes tun. Märchenfiguren dürfen gerne Klischees sein, aber Grimmatorium liest sich nicht wie ein Märchen. Es liest sich so, wie eine Sendung "Familien im Brennpunkt" aussieht. Sie haben das Unterschichtsfernsehen nicht überzeichnet oder parodiert, auch nicht durch eine ungewöhnliche Sichtweise veredelt, sondern realistisch nachgeahmt.
RTL hat ein Millionenpublikum. Deshalb könnte Ihr Buch durchaus ein Erfolg werden. Sie müssen es nur an die richtigen Leute verkaufen: für Tage, an denen der Fernseher kaputt ist.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Grimmatorium: eine deutsche Chronik von Ralph Mönius
erschienen: 2018 bei Periplaneta
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
ISBN: 978-3-95996-087-8
Erhältlich gedruckt und als eBuch auf Amazon.de.
Der Autor im Netz: www.ralphmoenius.com
October 22, 2018
Gisela Schmalz: Das kleine Buch der großen Fragen
Liebe Frau Schmalz,
was wären Sie als Möbelstück? Wie soll man so eine Frage in ein Gespräch einbauen, dessen Teilnehmer weniger als 1,5 Promille Alkohol im Blut haben? Und was ist groß daran?
Die eine oder andere große Frage stellen Sie durchaus, zum Beispiel: "Welche Art Ruhm würdest du dir wünschen?" Die meisten aber sind eher kleine Fragen. Und die meisten Antworten beginnen mit: "Das kommt darauf an, ..."
Ab einem gewissen Alkoholpegel könnte man Flaschendrehen spielen mit dem kleinen Buch der großen Fragen. Für richtig gute Gespräche in nüchternem Zustand sind mir sachliche Themen lieber. Jeder Mensch weiß irgendwas, das ich noch nicht weiß, aber wissen will. Mit welchen Fragen kitzelt man das heraus, Frau Schmalz?
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Das kleine Buch der großen Fragen: Die perfekte Inspiration für richtig gute Gespräche von Gisela Schmalz
erschienen am 15.10.2018 bei Goldmann
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
Leseprobe kostenlos herunterladen
ISBN: 978-3-442-15971-0
Erhältlich auf Amazon.de.
October 20, 2018
Heyne: Wer weiß denn sowas?
Lieber Leser,
ich habe die Sendung "Wer weiß denn sowas?" nie gesehen. Aber die Fragen sind vielversprechend. Warum können Bäume nicht höher werden als 140 Meter? Was ist eine maskierte Kaltfront? Und was hilft gegen Sodbrennen? Ein paar nützliche Hausmittel verstecken sich in diesem Buch, ein bisschen Weltgeschichte, viel Erstaunliches aus der Tierwelt und noch Erstaunlicheres über uns selbst, die Menschen.
Ein bisschen was weiß man selbst oder kann es erraten. Aber wer die 154 Fragen ausgesucht hat für dieses Buch, hat ein Auge für das Überraschende. Und zu jeder Antwort bekommen wir eine kurzweilige, aufschlussreiche Erklärung.
Ein lesenswertes Buch.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Wer weiß denn sowas? Warum heißt die Festplatte "C" und wieso schließen Frösche beim Schlucken die Augen? Und über 150 weitere knifflige Fragen aus der beliebten Wissenssendung im Ersten
erschienen am 8.10.2018 beim Heyne-Verlag, dem ich für ein Rezensionsexemplar danke.
Leseprobe kostenlos herunterladen
ISBN: 978-3-453-60489-6
Erhältlich auf Amazon.de.
Maurice Leblanc: Arsène Lupin gentleman-cambrioleur
Cher Lecteur,
À la recherche de quelque chose en français dans la bibliothèque municipale, j'ai trouvé Arsène Lupin. Je n'en savais rien, je n'en connaissais même pas le nom. Aujourd'hui je m'ai apercu que c'est un classique de la littérature française, un classique de la littérature policier dans tout le monde. Il y a plusieurs livres sur ce méchant sympathique, cet Robin des Bois français, ce voleur drôle et charmant et plus intelligent même que "Herlock Sholmes". Lundi, je vais aller à la bibliothèque. S'il y a plus des livres de Maurice Leblanc, je les veux tous lire. Et sinon, ils sont tous sur Internet.
Amicalement,
Christina Widmann de Fran

Arsène Lupin gentleman-cambrioleur de Maurice Leblanc
publié en 1907
Disponible gratis sur Projet Gutenberg. Vous en trouverez plusieurs éditions sur Amazon.fr.
October 17, 2018
NEON - Dr. Marco Moor: Lesen Sie mich durch, ich bin Arzt!
Lieber Autor,
lustig schreiben, ohne sich über jemanden lustig zu machen, das ist eine Kunst. Umso schöner, wenn es einer kann. Sie geben humorvolle Einblicke ins Krankenhaus, aber lassen den Patienten ihre Würde. Und vor den Ärzten bekommt man wieder neuen Respekt.
Ein paar Formulierungen kamen mir bekannt vor. Besonders die mit dem Patienten, dem man zum Blutabnehmen einen Studenten schicken kann, der Psychiater werden will und die Nadel am liebsten in den Arm hineindiskutieren würde. Ist das ein gängiger Witz unter Ärzten? Oder ist es die Handschrift von einem bestimmten? Hirschhausen? Dr. Werner Bartens? Aber warum sollte einer der beiden unter einem Pseudonym schreiben? Wo habe ich diesen Scherz schon gelesen?
Nicht alles ist witzig in diesem Buch. Im Krankenhaus sterben Menschen, da kommen weder Sie noch wir drumherum. Nachdenklich klingen Sie manchmal, wenn Sie von Tod und Toten erzählen müssen. Auch hier treffen Sie einen guten Ton.
Welcher Text mir am besten gefallen hat? Der letzte. Ihre Nichte kommt zur Welt, und Sie als Arzt stehen genauso hilf- und nutzlos am Bett wie die meisten anderen Männer auch. Aber Ihnen fallen zwei Seiten dazu ein, bei denen man schmunzeln kann.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran
NEON: Lesen Sie mich durch, ich bin Arzt! Wahre Geschichten aus dem Krankenhaus
von Dr. Marco Moorerschienen: 2012 bei Heyne
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
Leseprobe kostenlos herunterladen
ISBN: 978-3-453-60257-1
Erhältlich als Taschenbuch und eBuch auf Amazon.de.
October 13, 2018
K. A. Linde: The Affiliate
Dear K. A. Linde,
how many people live in Byern? How many of them are First Class? There can't be many if the king in person has to read every seventeen-year-old's school reports and assign them their place in society. On the other hand, becoming a Queen's Affiliate sounds like a rare honour in the first chapters, and there's dozens of them in court, so there must be several thousands of First Class citizens at the very least. Second and Third Class get Presented to the king, too, albeit in groups. How does he still find the time for anything else than sorting?
Byern's society has had this three-caste-system for many generations. One would expect the Presenting to become a mere formality, an excuse for a big birthday party. Parents would be negotiating their children's future long before their seventeenth birthday, money and favours would change hands, and the king would stamp his seal on whatever the result. Somebody from Second or even Third Class reaching First would only be possible with enough money, and the threat of assigning their children to a lower class would be the king's tool to keep the First Class in line. But no. Your king seems to consider every seventeen-year-old's personal merits and assign them a job they will be good at. What part of human nature is different in Byern?
So much for the world building. We don't see much of the world in this first volume anyway. You describe dresses instead. I can read one sewing class per book, if it's the all-important ballgown. Two if the gowns have some decisive magical property. But please, Mrs. Linde, don't spend a paragraph on the queen's dress everytime we see her.
The main character Cyrene was born into a First Class family. She expects to be sorted in to First Class, hopes to become an Affiliate. And that's what she gets. This should be all in the first chapter. Get it over with and start the story. Instead, you wrote three long chapters. Unnecessary small-talk conversations with Cyrene's siblings are supposed to create tension, but tension towards what? Everybody knows what to expect, there's no surprise for anyone. Except for Rhea, the poor girl. You try to make her Cyrene's best friend, the separation traumatic for both, but she forgets her soon enough once at court. Rhea is furniture.
Cyrene forgets her family, too. The day she moves into the castle, she says goodbye like she'll never see them again. But Affiliates can move freely through the city. Cyrene herself can show her new (Affiliate) friend around the market. Why doesn't she ever visit her parents? Or her little sister? This main character is sassy on the outside, whiny on the inside, hollow and unlikeable after a few dozen pages.
The main plot kicks off in chapter 20 (out of 40). Cyrene finally gets a secret to solve and the names of two people to ask. There's a fantasy element in sight. But by that time, you had me thoroughly bored with court banter and cheap romance in a badly built pseudo-medieval world. The scenes where Cyrene meets King Edric or Prince Kael sound like from an explicit adult novel (you wrote several of them, but that's no excuse) and the romance is as foreseeable as the rest. Cyrene looks gorgeous and she's the main character. The king and his brother both falling for her is no surprise, so why spend so many scenes on it? And I don't even want to know who she's going to end up with. Probably Ahlvie, the outsider.
I stopped reading after chapter 20, and I won't look at the rest of the series. You made the mistake of every self-published author (and most of the rest): You published The Affiliate too fast and never got a thorough editor to strike out every needless sentence. At least you use a proofreader; that's something.
Yours sincerely
Christina Widmann de Fran

The Affiliate: The Ascension Series Book 1 by K. A. Linde
self-published in 2015
available on Amazon.co.uk.
Visit the author on www.kalinde.com.
October 12, 2018
Jürgen Schreiber: Gnadenlos
Lieber Herr Schreiber,
warum Menschen morden, das haben Sie nicht herausgefunden in fast fünfzig Jahren Reporterleben. Sie zeigen uns die Mörder, aber auch Sie sehen nur bis ins Auge, nicht dahinter. In den meisten Ihrer Reportagen nähern Sie sich den Tätern auf Umwegen. Sie sprechen mit der Mutter von Magnus Gäfgen, mit der Frau von Erwin M., mit dem Leiter der "Soko Tristan". In Madrid zeigen Sie uns den Bahnhof nach dem Anschlag, mit einem Spiegel an der Wand: "Es hätte dich treffen können." Wenige Worte reichen Ihnen, um ein Bild zu zeichnen, wie es keine Fernsehkamera schärfer aufnehmen könnte.
Hinter den zweihundert Toten von Atocha steht Ihr Artikel über den Eisenbahnraub im Märklin-Museum. Wir brauchen ihn an dieser Stelle: einmal keine Leichen, keine Trauer, nur ein paar selten dämliche Einbrecher und ein gutes Ende. Von "uff der schwäb'sche Eisenbahne" bis zum Raub-Zug kramen Sie alle Wortspiele und Redensarten hervor. Im Gerichtssaal ist Endstation. Das Geblödel wirkt, diese Reportage löst die Fassungslosigkeit über die vorigen auf in ein fast hysterisches Lachen.
Später versuchen Sie dasselbe noch einmal. Sie sprechen mit Fritz Steinacker, dem Strafverteidiger von Joseph Mengele und von Aribert Heim, dem Doktor Tod. Inzwischen sind alle drei verstorben: Mengele in Brasilien, Heim in Ägypten, Steinacker 2016 in Frankfurt. Seine Memoiren scheint er nicht mehr geschrieben zu haben. Hinter dieses Gespräch drucken Sie Ihre Reportage über einen Schlosser aus Westberlin, der Zweitschlüssel für die Stasi schliff. Aber "Türspion" und "Schlüsselroman" klingen hier falsch, der ganze Artikel zu flapsig für das ernste Thema. Vielleicht greift der Humor deshalb daneben, weil wir nach der Reportage über den Anwalt Steinacker keinen brauchen. Es macht ernst und nachdenklich, dieses Gespräch, aber nicht fassungslos. Man versteht, warum es einen Fritz Steinacker geben musste in Deutschland. Der Staat musste seine Verbrecher vor Gericht stellen, die Polizei musste sie suchen in allen Ländern, ein Ankläger musste ihre Taten nacherzählen, ein Richter musste das Urteil sprechen. Aber es musste ein Anwalt im Saal stehen, der Joseph Mengele mit allen Rechtsmitteln verteidigte. Sonst wäre die junge Justiz nichts wert gewesen, die frisch gedruckten Gesetzbücher nur Papier. Einer musste diese Aufgabe tragen. Umso besser, dass sich einer fand, der sie ertragen konnte.
Neunzehn berühmte Fälle stellen Sie uns vor, Herr Schreiber, in zwanzig Reportagen. Bei jedem finden Sie das Überraschende, das Außergewöhnliche. Uns Lesern geben Sie die Sensation, die man erwartet und haben will von einem Buch mit dem Titel Gnadenlos. Dennoch schreiben Sie vorsichtig über die Opfer, zeigen sich feinfühlig mit den Angehörigen. Sie schreiben anständig.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Gnadenlos: Warum Menschen morden von Jürgen Schreiber
Erstauflage: 2011 bei Bertelsmann.
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
Die zugrundeliegenden Reportagen erschienen zwischen 1997 und 2010.
ISBN: 978-3-641-05580-6
Erhältlich auf Amazon.de.
October 7, 2018
Laura Gallego García: La Resistencia
Muy Autora mía:
Imagínese que Hagrid se pasase veinte páginas diciéndole a Harry: "Es que tus padres fueron... gente muy especial... y por eso... los mató un hombre, un hombre muy malo... Te lo tendré que explicar alguna vez..." ¿Siquiera un lector habría aguantado veinte páginas de esto y seguido adelante hasta Hogwarts? No. "Eres mago, Harry." Y marchando.
En La Resistencia Usted cometió un error de principiantes: alargar artificialmente el libro. Usted trató de crear tensión tardando en contar la historia. Alguien mata a los padres de Jack, alguien salva al niño, y después se pasan páginas y páginas tartamudeando sin decirnos qué ha ocurrido ni por qué. He cerrado el libro allí. No quiero saber qué es Idhún ni qué hará allí Jack.
Desde La Resistencia hasta Omnia Usted ha mejorado mucho, Sra. Gallego. A los lectores de hoy les recomiendo saltarse Sus primeras obras y empezar con algún libro reciente. Por ejemplo Omnia.
Atentamente
Christina Widmann de Fran

La Resistencia (Memorias de Idhún 1) de Laura Gallego García
publicado en 2004
ISBN: 9788467502695
Disponible en Amazon.es.


